10 Die christliche Glaubenshaltung
Wie Andrawis A, (2018). Beschrieben hat das unter diesem Begriff „christliche Glaubenshaltung“ versteht man jede Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zur Religion steht. Religion ist an religiöse Praktiken gebunden. Dazu gehören persönliche Frömmigkeit, Mystik und Askese. Bei allen Völkern haben die Menschen nach höherem Sinn in ihrem Leben gesucht (Andrawis A, 2018). http://www.kardinal-koenig-haus.at
„Christian Science vertraut bei der Behandlung von Krankheiten mehr auf die Kraft der Gebete als auf moderne Medizin, ob bei einer Erkältung, Bauchschmerzen oder…Er erhebt keinen Anspruch auf persönliche heilende Kräfte, sondern sieht sich als Vermittler, der Gott um Hilfe und Führung bittet. Dabei müssen die Patienten die Heile nicht persönlich kennen.“, … (ebd.) Hamers Annahme lässt vermuten, dass die Chr. Glaubenshaltung „unter Verdacht“ steht, zur Gesundung beizutragen Andrawis A, (2018). Darin sehe ich die Notwendigkeit einer Untersuchung der Relevanz des Glaubens bei psychischen Erkrankungen.
In diesem Kapitel beziehe ich mich auf einige Punkte aus Matthias Becks „Seele und Krankheit – Psychosomatische Medizin und theologische Anthropologie“ (ebd.).
10.1 Selle und Leib-Seele- Geist- Einheit
„Während die psychosomatische Anthropologie sich über lange Zeit mit dem Leib-Seele-Problem befasste und die Wechselwirkung zwischen seelischen und körperlichen Vorgängen in das Zentrum ihrer Überlegungen stellte, hat sich heute die Auffassung durchgesetzt, dass Krankheit und Gesundheit in einem umfassenden bio-psycho-sozialen Modell zu betrachten sind. Danach steht das Wechselspiel zwischen Leib und Seele seinerseits wiederum in einem Wechselverhältnis zur Umwelt, die den Menschen prägt und die von ihm geprägt wird“ (Ermann M, 2004, S.17).
Thomas von Aquin unterschied zwischen einer „Anima vegetativa“, der pflanzlichen Seele einer „Anima Sensitiva“, die tierische Seele und einer „Anima Intellectiva“. Diese drei werden im Menschen als Einheit verbunden. Die anima intellectiva ist das Einheitsprinzip des Menschen für das gesamte Leben. Der Geist, die Seele, ist die höchste Priorität des Menschen, im Handeln und Führen vor Gott. Dieser von Gott erschaffene Geist, der den Menschen durch die Vernunft führt, möchte Menschen weder beurteilen noch verurteilen. Wichtig ist bei zwischenmenschlichen Beziehungen die Erkenntnis über den Sinn des Lebens. Die Voraussetzung beim Menschen ist es, das vom Geist getragene Wort Gottes hören zu können.
Die Anima Intellectiva ermöglicht dem Menschen das Erkennen, Sprechen und verantwortliche Handeln und „Stehen vor Gott“ (Beck M, 2003).
Des Weiteren beschreibt Thomas die Seele als Formprinzip des Menschen, die tief im Innersten mit Gott verbunden ist. Die Seele ist innewohnende Einheit als transzendenter, also jenseits bzw. außerhalb subjektiver Erfahrung liegender Geist. Im Gegensatz dazu steht das Immanente, das auch ohne Transzendenz Erklärbare und in den endlichen Dingen Existierende. Thomas von Aquin prägte auch den Begriff der forma corporis, der Seele als Formkraft des Körpers, und der forma in se substistens, die Form der materiellen Lebensgrundlage (ebd.).
10.2 Christliche Glaubenshaltung und psychische Hygiene
Wie Andrawis A, (2018): Beschrieben hat Wenn man seine Glaubenshaltung unter der Prämisse der Nächstenliebe, Menschenwürde, Wertschätzung für zwischenmenschliche Beziehungen und die Ausschöpfung der eigenen Begabungen als Sinn des Lebens ansieht, dann ist dies eine große Stärkung der eigenen Seele. Der Aspekt des Glaubens, in welcher Form auch immer, ist ein wesentlicher Teil der psychischen Hygiene (Andrawis A, 2018).
10.3 Die Botschaft Gottes
Bei Andrawis A, (2018): Ist die Frage nach dem Sinn des Lebens, steht immer dies im Raum, auch wenn wir uns nicht auf sie konzentrieren können. Man muss die, vom Gott gegebene die Unendliche Liebe, Begabung, und Talente die man als Geschenk bekommen, in sich selbst Entdecken und diese, an der Menschen weitergeben. Vor allem in Zeiten der Veränderung und des Abbruchs zwischenmenschlicher Beziehungen, oder sozialer Beziehungen, wie etwa bei Todesfällen innerhalb der Familie oder im Alter, hinterfragen wir den Sinn des Lebens. So kommt es dazu, dass manche nach Gottes Gegenwart rufen. Bei jenen Menschen, die sich ihrem Schicksal willenlos ausgeliefert fühlen, tritt dieses Phänomen nicht so stark auf wie bei jenen, welche Vertrauen zu Gottes Wort gefunden haben.
Den Menschen quält dabei die Frage, warum ein Gott der Liebe auch das Leid der Menschen akzeptieren kann. Ein Christ findet keine klare Antwort auf diese Frage und versucht stattdessen nach bestem Wissen und Gewissen mittels aktiver Mitarbeit, Krieg oder Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen. Doch weil es eine Illusion ist, Krankheit, Leid und Tod vollständig beseitigen zu können, müssen sich auch Christen mit der Grundproblematik des Lebens auseinandersetzen. Sie vertrauen dabei darauf, dass dort, wo es Schatten gibt, auch Licht zu sehen sein wird, und dass sogar auch die Dunkelheit auf irgendeine Weise auch Sinn ergeben kann, weil wir auf Gott Liebe vertrauen (ebd.).
10.4 Nocebo
Nocebo ist der Antagonist des Placebos. Leider kann Glaube nicht nur Heilung, sondern im Gegenteil auch Schaden gesundheitlicher Natur bewirken. Sogar tödlich kann die Wirkung des Nocebos sein, zumindest aber Unheil verursachen. Ein Beispiel hierfür finden wir beim Voodoo-Glauben der Eingeborenen der Dobu auf der Insel Papua-Neuguinea. Jedes Mal, wenn ein Dobu-Insulaner vermutet, dass eines seiner Familienmitglieder krank gemacht oder sogar getötet wurde, trinkt er zur Austrocknung seiner Kehle Salzwasser, kaut zur Erhöhung seiner Körpertemperatur Ingwer und wartet, versteckt in einem Baum, auf sein Opfer. Er stürzt sich sodann schreiend und mit einem magischen Gegenstand, drohend auf seinen Gegner, der als Reaktion auf den Angriff überschnappt, in Hungerstreik tritt und bald kraftlos sterben wird. Dies passiert nur wegen des Nocebo-Effektes (ebd.).
Die moderne Medizin liefert viele nicht so dramatische, aber gut dokumentierte Beispiele für die Auswirkungen des Nocebo: Personen mit unspezifischen Brustschmerzen waren Teilnehmer einer Studie Die erste Hälfte der Patienten erhielt die Diagnose, keine Herzprobleme zu haben. Die zweite Hälfte der Patienten bekam keine Testergebnisse. Die Testpersonen, die laut Auskunft der Ärzte angeblich gesund waren, fühlten sich viel besser als die Patienten ohne Diagnose. Schon die Vermutung, herzkrank zu sein, verschlechterte das subjektive Wohlbefinden der Patienten (ebd.).
Pargament K. und seine Mitarbeiter der Bowling Green University fanden eine direkte Verbindung zwischen Sterblichkeit und religiöser Angst. Sie beobachteten ungefähr 600 Personen fortgeschrittenen Alters über fünf Jahre lang in einem Spital. Jene, die sich von Gott verlassen gefühlt haben, starben eher als jene, die nicht an Gott geglaubt haben. Es stellt sich die Frage, ob es ein spirituelles Gen oder ein Gottesgen gibt. Bei einer Untersuchung an Parkinson-Erkrankten konnte durch Placebo-Effekt eine Veränderung der Neurochemie und somit einer erhöhte Dopamin Ausschüttung gezeigt werden. Der Glaube an eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten beeinflusste das Gehirn, sowie der Glaube an das Placebo durch die Pille genauso wie der Glaube an Gott, Heilung bewirken kann (Hamer D, 2006).
10.5 Christliche Glaubenshaltung und psychische Hygiene
Andrawis A, (2018), stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich aus christlich-theologischem Glauben für das Handeln ergeben. Thematik und Arbeitsweise entsprechen hervorragend dem aktuellen Forschungsstand allgemeiner wissenschaftlicher Grundlagenforschung, welche auf fachlicher Grenzüberschreitung und spezifischer Vernetzung basiert, anstelle einstiger Abschottungen. Dies führt zu kreativem Weitblick und daraus resultierenden, fruchtbaren Symbiosen zwischen Theologie, Philosophie, Psychologie, Anthropologie, Medizin und anderen wissenschaftlichen Disziplinen (Andrawis A, 2018).
10.6 Die Botschaft Gottes
Den Menschen quält dabei die Frage, warum ein Gott der Liebe auch das Leid der Menschen akzeptieren kann. Ein Christ findet keine klare Antwort auf diese Frage und versucht stattdessen nach bestem Wissen und Gewissen mittels aktiver Mitarbeit, Krieg oder Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen. Doch weil es eine Illusion ist, Krankheit, Leid und Tod vollständig beseitigen zu können, müssen sich auch Christen mit der Grundproblematik des Lebens auseinandersetzen. Sie vertrauen dabei darauf, dass dort, wo es Schatten gibt, auch Licht zu sehen sein wird, und dass sogar auch die Dunkelheit auf irgendeine Weise auch Sinn ergeben kann, weil wir auf Gott Liebe vertrauen (Mühlen H, 1991).
10.7 Nocebo
Nocebo bei Andrawis A, (2018); ist der Antagonist des Placebos. Leider kann Glaube nicht nur Heilung, sondern im Gegenteil auch Schaden gesundheitlicher Natur bewirken. Sogar tödlich kann die Wirkung des Nocebos sein, zumindest aber Unheil verursachen. Ein Beispiel hierfür finden wir beim Voodoo-Glauben der Eingeborenen der Dobu auf der Insel Papua-Neuguinea. Jedes Mal, wenn ein Dobu-Insulaner vermutet, dass eines seiner Familienmitglieder krank gemacht oder sogar getötet wurde, trinkt er zur Austrocknung seiner Kehle Salzwasser, kaut zur Erhöhung seiner Körpertemperatur Ingwer und wartet, versteckt in einem Baum, auf sein Opfer. Er stürzt sich sodann schreiend und mit einem magischen Gegenstand, drohend auf seinen Gegner, der als Reaktion auf den Angriff überschnappt, in Hungerstreik tritt und bald kraftlos sterben wird.
Dies passiert nur wegen des Nocebo-Effektes (Andrawis A, 2018).
Die moderne Medizin liefert viele nicht so dramatische, aber gut dokumentierte Beispiele für die Auswirkungen des Nocebo: Personen mit unspezifischen Brustschmerzen waren Teilnehmer einer Studie Die erste Hälfte der Patienten erhielt die Diagnose, keine Herzprobleme zu haben. Die zweite Hälfte der Patienten bekam keine Testergebnisse. Die Testpersonen, die laut Auskunft der Ärzte angeblich gesund waren, fühlten sich viel besser als die Patienten ohne Diagnose. Schon die Vermutung, herzkrank zu sein, verschlechterte das subjektive Wohlbefinden der Patienten (ebd.).
Pargament K. und seine Mitarbeiter der Bowling Green University fanden eine direkte Verbindung zwischen Sterblichkeit und religiöser Angst. Sie beobachteten ungefähr 600 Personen fortgeschrittenen Alters über fünf Jahre lang in einem Spital. Jene, die sich von Gott verlassen gefühlt haben, starben eher als jene, die nicht an Gott geglaubt haben. Es stellt sich die Frage, ob es ein spirituelles Gen oder ein Gottesgen gibt. Bei einer Untersuchung an Parkinson-Erkrankten konnte durch Placebo-Effekt eine Veränderung der Neurochemie und somit einer erhöhte Dopamin Ausschüttung gezeigt werden. Der Glaube an eine Verbesserung der motorischen Fähigkeiten beeinflusste das Gehirn, sowie der Glaube an das Placebo durch die Pille genauso wie der Glaube an Gott, Heilung bewirken kann (ebd.).
10.8 Die Christliche Glaubenshaltung
Es stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich aus (christlich-theologischem) Glauben für das Handeln ergeben. Thematik und Arbeitsweise entsprechen hervorragend dem aktuellen Forschungsstand allgemeiner wissenschaftlicher Grundlagenforschung, welche auf fachlicher Grenzüberschreitung und spezifischer Vernetzung basiert, anstelle einstiger Abschottungen. Dies führt zu kreativem Weitblick und daraus resultierenden, fruchtbaren Symbiosen zwischen Theologie, Philosophie, Psychologie, Anthropologie, Medizin und anderen wissenschaftlichen Disziplinen(ebd.).
10.9 Die Berufung des Menschen durch Gott
In Matthias Becks Publikation geht es um die „Bestimmung des Menschen“ und dessen Berufung durch Gott. In folgenden Kapiteln beziehe ich mich, wenn nicht anders angegeben, auf Beck M, 2003, (S. 291ff). Als Christ ist er davon überzeugt, dass der leiblichen Existenz nicht ein „leerer Seins-Horizont“ gegenübersteht, sondern ein persönlicher Gott, der jeden Menschen auf unterschiedliche Weise anspricht. Gott ist demnach für den Einzelnen als personales Gegenüber greifbar. Die Fakten dieser spezifischen Berufung beziehen sich nicht nur im psychologischen Sinn auf den Leib-Seele-Begriff, sondern darüber hinaus auf den Geist im theologischen Sinn. „Wenn Gott spricht, muß dieses Sprechen vom Menschen gehört und verstanden werden. Die bisherigen metaphysischen Ausführungen konnten nur zeigen, dass der Mensch unentrinnbar vor Gott steht. Jetzt geht es darum zu zeigen, daß Gott den Menschen auch wirklich anruft und wie er sich dem Menschen verständlich macht“ (ebd.).
Wenn der Mensch den Ruf Gottes und seine Gnade erkennt und annimmt, spürt er die Kraft, die ihm Freude, gesundes und glückliches Leben verleihen. Wichtig ist, die Unterscheidung der Geister, die Verbindlichkeit zwischen Innerem und Gott, dass der Mensch seine Stimme hört und den heiligen Willen Gottes ohne Verwirrung wirken lässt.
10.10 Der Ruf ist hörbar – Erfahrbarkeit im Leib
Ignatius geht davon aus, daß der Mensch mehr oder weniger ständig vom göttlichen Geist bewegt wird
Dieses „Angesprochen-werden“ von Gott und das „Hören-wollen und –können“ des Menschen soll in der freien Entscheidung des Menschen münden, dem Ruf Gottes zu folgen. Diese Anrufe Gottes ergeben sich weltweit und zu aller Zeit an alle Stände und irdischen Berufe und sie bedeuten einen Weg zur angestrebten Vollkommenheit oder einem größeren Liebesvermögen als sittliches Gebot. Bezüglich des Ablaufs der Berufung wird auf graduelle Unterschiede, sowie auf äußere Umstände, fördernde oder hemmende Faktoren verwiesen, besonders aber auf den Willen des Geistes mit Hilfe des Göttlichen, die Kräfte des Glaubens und der Gnade Gottes (ebd.).
10.11 Ablehnung des Rufes
So wie Andrawis A, (2018); beschrieben hat das bei der Berufung gibt, es manchmal Hindernisse oder Umwege. Nach Ignatius sind diese Umwege durch Unterscheidung der Geister entweder als gelungener oder nicht gelungener Weg zu sehen. Weiter bezeichnete er den göttlichen Willen als einziges Ziel, dem alle Dinge des Lebens nur diesem unterzuordnen seien. Man soll sich bei der Suche nach Gesundheit, Reichtum und Glück nicht selbst verlieren, das höchste Ziel soll Gott sein. Alle Menschen sind berufen, durch Gottes Gnade, heilig zu werden und mit Menschen in der Vollkommenheit der Liebe zu stehen.
Die wissenschaftlichen Studien von Rahner und Balthasar wurden hierbei herangezogen:
Die Leib-Seele-Einheit bewirkt in der positiven „Befolgung“ der Berufung eine „innere Stimmigkeit“, wodurch die Erfahrung der Übereinstimmung zwischen dem menschlichen Willen mit dem Göttlichen erlebt wird, im Sinne von Ignatius, Balthasar, Rahner. Ein Thema der vorliegenden Arbeit ist, dass sich durch Ablehnung einer Berufung, leibliche Unstimmigkeiten und letztlich auch Krankheiten manifestieren.
Übereinstimmung und Dissonanz zwischen menschlichem und göttlichem Willen können in Form von Gesundheit und Krankheit ihren Leib-seelischen Ausdruck finden. Die Trennung von Beruf und Berufung ist oft problematisch, die Ruf-Ablehnung bedeutet nach Balthasar einen Verstoß gegen den Willen Gottes. Einen Ersatz dafür bilden dann das eigene Ich und der eigene Wille in den unterschiedlichsten Formen, von Egoismus bis Angst, denen Unglauben und Sünde zu Grunde liegen. Ob Korrektur und Wille zur Umkehr zu Lösungen führen können, bleibt offen. Aus christlicher Sicht führen sowohl besondere Berufung als auch die allgemeine Berufung zu einem Ziel der Vollkommenheit.
Balthasar bewertete die priesterliche Berufung höher als die Ehe. Rahner vertrat die Meinung, dass alle Berufungen gleichwertig sind, jede von ihnen sei positiv zu beurteilen. Nach Rahner tragen alle Menschen göttlichen Anteil in sich und sind ebenfalls berufen, heilig zu werden. Andrawis greift Rahners Ziel auf, dass menschliche Berufung auf die Vervollkommnung in der Liebe hinausläuft. Die Menschen sollen alle Mittel, die in ihrer Macht stehen, aufbringen, um ihre Berufung zu erkennen und zu verwirklichen, damit sie diese Vollkommenheit erlangen. „Dies ist für den einen der Ordensstand, für den anderen die Ehe, für wieder einen anderen die Ehelosigkeit“ (Andrawis A, 2018).
Andrawis stellt die Frage, wie sich die verschiedenen Seelenregungen unterscheiden lassen: Antwort darauf findet sich bei Ignatius von Loyola. Für ihn handelt es sich um die Unterscheidung der Geister, um die inneren Seelenregungen herauszufinden. Gott bewegt den Willen des Menschen, den wahren Geist zu erkennen. Diese inneren Seelenregungen nennt Ignatius Seelenqualitäten, die wiederum in „gelungen“ (Trost) oder „nicht gelungen“ (kein Trost) unterschieden werden. Trost ist das gelungene Erkennen des Willen Gottes und dies äußert sich in Form von Frieden im Herzen, Freude und Stimmigkeit. Das Nichtgelingen bringt Unfrieden, Angst und Unstimmigkeit. So erfährt der Mensch in seinem Leib, ob er den Ruf Gottes erkannt hat oder den falschen Geistern gefolgt ist.
Rahner betont, dass all diese Berufungen auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Ohne diese Liebe ist gar nichts möglich. Alle Menschen haben den gleichen Wert vor Gott. Die Sendung muss vom Menschen bejaht werden. Der Ruf kann manchmal direkt oder indirekt sein. Es gibt äußeren Einfluss auf die Berufung, z. B. den Einfluss von Fremden oder Ich-Egos. Aber durch Gottes Gnade, Vernunft und Talente des Menschen kann dieser Ruf verinnerlicht und gedeutet werden. Rahner und Balthasar stimmen einander zu, dass die Einladung von Gott an die Menschen in der Liebe zum anderen und dessen Gehorsam zu Gnade und Vollkommenheit führt. Die Sinnlichkeit spielt eine große Rolle beim Erkennen des Rufes, so dass der Geist diese Fähigkeit verwendet, um sich Klarheit zu verschaffen. Es sollte der innere und äußere Ruf vom Menschen gedeutet werden.
Der Ruf Gottes wird manchmal über direkte und manchmal über indirekte Botschaften vermittelt. Fallbeispiele sind Abraham und Moses. Indirekte Botschaften wären Botschaften durch seine Propheten, Engel, die Schöpfung und Jesus Christus. Schließlich auch durch meine eigene innere Stimme oder Krankheit. Obwohl wir die Fähigkeit zur Sinnlichkeit besitzen, sehen wir Gott nicht immer und hören ihn auch nicht direkt. Warum? Weil mein eigener Wille gegen den Willen Gottes gerichtet ist. Rahner legt nahe, dass z. B. auch eine weltliche Aufgabe eine Art Berufung sei. Indem man sich selbst wahrnimmt, verwirklicht man den Ruf Gottes. Er wird erkennbar durch innere Erleuchtung (ebd.).
10.12 Psychosomatische Medizin und theologische Anthropologie
Wenn psychosomatische Krankheiten des Menschen auf deren gestörtes Verhältnis im zwischenmenschlichen Bereich zurückgeführt werden, ist ein weiterer Aspekt genannt, der für die Beantwortung von Gesundheit und Krankheit zentrale Bedeutung hat. Neben dem Verweis auf Krankheitsmöglichkeiten wird besonderes Gewicht auf das gestörte Beziehungsverhältnis zwischen Mensch und Gott durch die Verweigerung seiner persönlichen Berufung gelegt. . Rahner und Balthasar meinen, dass eine bewusste Ablehnung des Rufes als Sünde zu bezeichnen ist, weil diese Haltung auch als Ablehnung der göttlichen Liebe zu bezeichnen ist (ebd.).
10.13 Krankheit als Fehlen des Seins
Es erfolgt eine Übersicht der „Seins-Mängel auf der Ebene des Geistes“ in Hinblick auf Krankheit als Element theologischer Anthropologie. Dazu bedarf es des „komplementären Miteinanders von Philosophie/Theologie und naturwissenschaftlicher sowie psychosomatischer Medizin“ (samt ihren zeitgemäßen alternativen Methoden). Wobei außerdem die materiellen physikalisch-chemischen und biologischen Grundlagenforschungen herangezogen werden. Beck bekennt sich zu einer christlich-theologischen Interpretation der Krankheitsphänomene. Er fordert von den Ärzten das vertiefte Verständnis des Krankheitsgeschehens und vom Patienten eine Lebensänderung im Mitwirken zur Gesundung. Dominierend ist bei Beck der Begriff der Freiheit des Einzelnen in der individuellen Verarbeitung von Krankheitsertragen und Krankheitsbekämpfung bezüglich Ursachen und Auswirkungen. Eine Betrachtungsebene liefert die psychosomatische Medizin, indem sie körperliche Symptome als Ausdruck von seelischen Faktoren in die Analyse der Krankheitsentstehung miteinbezieht.
Die unterschiedlichen Erscheinungsformen basieren auf den jeweiligen individuellen Besonderheiten ihrer Träger. Mitbestimmend ist also deren innere seelische Verfassung sowie geistige Grundhaltung und –Ausrichtung. Denn es gibt keine menschliche Wirklichkeit, die nicht durch Seele ist.
„Die Psychosomatik kann also herausarbeiten, dass sich seelische Unstimmigkeiten in körperlichen Phänomenen ausdrücken können, und die Theologie kann diese Erkenntnisse übernehmen und auf ihre vertiefte Auffassung der Seele als Geistseele hin transzendieren.“ (). Der Autor überzeugt mit der Aussage, dass die Seelenlehre Thomas von Aquins einen Brückenschlag bewährter traditioneller Erkenntnisse und aktueller medizinischer Praxis, sowie zwischen den Philosophien Rahners und Balthasars bedeuten kann. Aus dem Pro und Contra der Denkweisen entsteht Koexistenz im zeitgenössischen Wissenschaftsstand, wodurch neue Therapieformen entstehen können. Das theologische Leib-Seele-Konzept schließt sich mit den Erkenntnisgrenzen der Naturwissenschaften zusammen. So tritt das theoretische Konzept eines „bio-psycho-sozialen Kreisgeschehens“ (ebd.). bei der Entstehung einer Krankheit in Zustimmung mit Philosophie und Theologie.
Empirische Studien am Menschen und sogar im Tierreich liefern positive Ergebnisse auf seelische Einflüsse bei körperlichen Erkrankungen. Bei solchen Verzahnungen von Innerem und Äußerem wird dem Geist die notwendige Priorität zuteil. Die Schlussfolgerung hiervon ist, dass diese Ergebnisse psychischer Einflüsse auf genetische Prozesse von Philosophie und Theologie auf jene des Geistes übertragen werden könnten (ebd.).
Doch die Humanwissenschaft stößt an einem bestimmten Punkt an ihre Grenze, weshalb man die Phänomene der Ursachen von Krankheit im Sinne des ganzheitlichen Menschenbildnisses betrachten muss. Deshalb ist die subjektive Sicht im Bereich der Seele durch psychologische-psychosomatische, theologische-philosophische Aspekte neu zu definieren.
Als Ursache der Entstehung von Krankheit ist eine gestörte Balance der Abwehrkraft des Immunsystems durch seine Angreifer (Bakterien, Viren, Krebszellen) zu sehen. Äußerlicher Stresseinfluss wirkt unterschiedlich, je nach innerlicher Disposition des Betroffenen, zum Beispiel kann ein erhöhter Säure-PH-Wert im Magen-Darmtrakt zu geschwächtem Immunsystem bzw. psychischen und geistigen Zuständen führen. Der Autor hat die wichtigsten Erscheinungsformen von Mängeln auf der Ebene des Geistes zusammengestellt. Die weiteren Ebenen neben den Bereichen Naturwissenschaft, Psychosomatik und Theologie bleiben hier für dieses Thema ausgeschlossen. Umso ausführlicher wird der Überblick in Becks Arbeit im Kapitel über die „Krankheit als Seins Mangel der Geistseele“ gestaltet (ebd.). Vorerst aber werden gleichsam zur Verdeutlichung der gegenseitigen Abgrenzung die Positivausrichtungen der Seele herausgestellt. Dazu gehört vor allem die Bestimmtheit des Menschen zu einem Dialog mit einem persönlichen Gott, der Umwelt und sich selbst, was durch die menschliche Erkenntnisfähigkeit ermöglicht wird. Die daraus entstandene Handelsweise sollte auf Wahrheit und dem Erledigen guter Taten ausgerichtet sein und letztlich in Liebe vollzogen werden (ebd.). „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht“ (Galater 5,22 – 23).
Diesen positiven Seiten, bedingt durch den Anruf Gottes, stehen Defizite gegenüber, wenn das menschliche Erkenntnisvermögen in Bezug auf sich selbst, dem Nächsten und Gott zurückbleibt. Es sind Geistmängel, welche im Leib zum Ausdruck gebracht werden können. Beck durchleuchtet die Doppeldeutigkeit dieser Krankheitserscheinungen, entstanden im subjektiven Geist-Sein und erfasst in objektiver Betrachtungsweise den Gegensatz zum Guten, Wahren und Schönen, ebenso als Ergebnis negativer äußerer Einflüsse. Der Mensch kann in seiner von Gott gegebenen Freiheit Widerstand gegen diese leisten.
Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der zum Kranksein führenden Mängel und Fehlleistungen untersucht Beck in Teilbereichen, die zu einem Ganzen, aus Mangel an Liebe, aufgefasst als ein Mangel an Schönheit führen. Eingeleitet wird deren Zusammenstellung durch „Kranksein aus Mangel an Erkenntnis und Bei-sich-Sein“ , was sich vorrangig in einem mangelnden Welterkennen, in Respektlosigkeit gegenüber den Naturgesetzen, ja sogar in einer Auflehnung gegen diese manifestiert. Es handelt sich dabei um ein fehlendes oder auch bewusstes Maßhalten bei Ernährung, Alkoholgenuss und Widerstandslosigkeit gegenüber Drogen, sowie Maßlosigkeit in der Ausübung von Sport. Zur Grundlage des Erkenntnisvermögens gehören auch naturhafte Vorgaben, denen der Mensch unterliegt, so etwa genetische Defekte von Leib und Geist in Bezug auf körperliche Behinderung und mangelnde Intelligenz. Hinzu kommen vorpersonale soziale Prägungen (ebd.).
10.14 Krankheit und das Fehlen von Erkenntnis
Nach den Theorien von Weizsäcker und Uexküll über die Psychosomatik-Störungen, gibt es Ursachen für Krankheiten, die auf biologische, soziale und psychische Komponenten zurückzuführen sind und auch auf den spirituellen Geist zurückzuführen sind. Bei der Psychosomatik findet die Disharmonie der Seele ihren Ausdruck in einem körperlichen Phänomen. Die Theologie übernimmt diese Erkenntnisse und fügt eine vertiefte Auffassung der Seele als Geistseele hinzu. Sie ist das innerste Einheits- und Lebensprinzip des Leibes.
Laut Beck gibt es nicht nur eine psychosomatische Seelenvorstellung, sondern auch der Mensch steht als Geistseele im Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Sie verbindet sich sowohl mit dem Inneren als auch mit dem Lebensprinzip des Leibes. Die Leibseele formt die materielle Sinnlichkeit, sowie auch die psychosomatische Medizin Seelenphänomene beschreibt.
Das ontologische Prinzip besagt, dass die Geist-Seele nicht aus Materien bestehen kann, weil sie den menschlichen Leib formt. Diese Formkraft ist die kleinste der Materien, noch kleiner als ein Atom. Und sie wird vom Geist geformt. Man kann dies nicht als mikrophysikalischen Vorgang betrachten, sondern bereits als Beginn der Entstehung von Gen-Materien. Bei diesem Prozess spielt die Genetik eine große Rolle und trotzdem kann man den Geist nicht mit Materien vergleichen, weil der Geist sie erfüllt und formt, damit der Mensch als Geist-Seele bezeichnen werden kann. Aus naturwissenschaftlicher Sicht existiert keine Korrelation zwischen Geist und Materie, aber aus Sicht der Medizin der Psychosomatik stehen Seele und Körper in gegenseitiger Beeinflussung. Nach Rahner muss sich der Mensch dank seines Geistes, die als Fähigkeit zur Erkenntnis bezeichnet wird, als erste Bestimmung dieses Vorgangs auch zu bedienen wissen (Beck M, 2004).
Bei der Psychosomatik findet eine Disharmonie der Seele ihren Ausdruck in einem körperlichen Phänomen. Die Theologie übernimmt diese Erkenntnis und fügt eine vertiefte Auffassung der Seele als Geistseele hinzu. Sie ist das innerste Einheits- und Lebensprinzip des Leibes. Laut Beck gibt es nicht nur die psychosomatische Seelenvorstellung, sondern auch den Menschen als Geistseele, die im Verhältnis zwischen Mensch und Gott steht. Sie verbindet sich sowohl mit dem Inneren, als auch mit dem Lebensprinzip des Leibes. Hinter der Seele ist die Geistseele zu finden. Beck meint, dass Geist-Seele nicht nur die Psychosomatik ist, sondern auch Geistseele im erweiterten Sinn ist, Geist-Seele ist auf der seelischen Ebene seelisch beeinflussbar.
Wenn die Ergebnisse empirischer Daten aus Naturwissenschaft, Psychosomatik-Medizin, Anthropologie, Philosophie und Theologie zusammen gezählt und ergänzt werden, ergäbe sich die Antwort auf die Frage, was nun das Geist-Seele Prinzip sei. Hinzu kommt noch die geforderte Unterscheidung zwischen den unterschiedlichen Erkenntnisebenen des eigenen Ichs, des Nächsten und gipfelnd in demjenigen Gott. Ebenso unterschiedlich sind demgemäß auch die dadurch entstehenden Krankheitsmöglichkeiten. So etwa kann ein Widerstand gegen die Welt und ihre Naturgesetze zu Störungen der physiologischen Prozesse im menschlichen Organismus führen.
Dazu kann auch ein fehlendes Maßhalten im Sport- und Essverhalten sowie bei Drogen- und Alkoholgenuss zu solchen Störungen beitragen, genauso wie naturhaft vorgegebene körperliche und geistige Schäden. Nicht zuletzt vorpersonale, soziale, ja sogar religiöse Prägungen und eine konfliktgeladene Umwelt, wodurch Überschneidungen von psychosomatischer Medizin und Theologie in der Krankheitsbeurteilung entstehen. Möglichkeiten einer Selbsthilfe des Einzelnen, um seine Verwirrungen und Verirrungen zu entkommen, sind vorgegeben. Beck fordert vom betroffenen Menschen nicht auf der psychologischen Ebene stehen zu bleiben, weil es dadurch zu Desintegration, Verzweiflung und Freiheitsverlust kommen kann. Erst die Ausrichtung auf das „Du Gottes“ (und des Mitmenschen) vermag ihn aus seiner „Ich-Verhaftung“ herauszuführen und zur Klarheit über sich selbst zu führen, um seine Fehlerhaftigkeit und Schuld anzuerkennen und bei Bestehen eines gesunden Verhältnisses zu Gott auf Güte und Erbarmen hoffen zu können.
So schrieb Balthasar, dass mit dieser Hilfen kann der Mensch daran arbeiten, wieder zu sich selbst zurückzukehren und sich von den krankmachenden Faktoren abzusetzen, sowie seine gottgegebene Freiheit wieder zu erlangen, sodass er seiner göttlichen Berufung wieder zu folgen vermag, und nicht Schaden für sich und andere anrichte. Von großer Bedeutung ist eine Rückbesinnung auf das Selbst, auch bei Menschen, die nicht in ihrer Mitte sind und deshalb für Beck vermehrt unter Gefahr schädlicher Umwelteinflüsse stehen. Sie geraten leicht in zwischenmenschliche und innerseelische Konflikte, die ihrerseits krankheitsauslösend oder -fördernd sein können. Was die psychosomatische Medizin als „Ursache“ einer Krankheit bezeichnet, ist oft, so Beck, ein geistiges Defizit des „Bei-sich-Sein“. Hier bedeutet ein „Zu-sich-Zurückkehren“ eine verpflichtende Aufgabe, da der Mensch immer in Gefahr steht, „aus seiner Mitte herauszufallen“, nämlich aus der Mitte von Innen und Außen. Dadurch können die psychologischen Strukturen und Verhaltensmuster, sowie Prägungen von religiöser Seite, das menschliche Erkenntnisvermögen reduzieren. Beck unterstreicht somit ganz wesentlich die Rolle einer gegenseitigen Befruchtung von psychosomatischer Medizin und Theologie. Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis in Synthese setzen und daher das geistige Werkzeug im Hinblick auf das Gute, Wahre und Schöne in der Welterkenntnis.
Bei Andrawis A, (2018); ist die Darstellung der Selbsterkenntnis als notwendige Erweiterung des „Bei-sich-Seins“ zum Vermögen der Nächsten-Erkenntnis und Nächstenliebe gipfelt in der Gottesliebe und Gotteserkenntnis. Die Behinderungen dieses Prozesses durch Fehlerhaftigkeit, Schatten-Dasein und Schuldverhalten führen angst-bedingt zu Zerrissenheit, Desintegration, Verzweiflung und Unfreiheit, als Summe einer Erkenntnisflucht, die wiederum in körperliche und seelische Krankheiten mündet. Beck weist darauf hin, dass selbst Therapien fehlschlagen können, wenn der Betroffene in seinem Ich nicht frei und eigenständig ist, dem Weg Gottes folgen zu können. Eine Verhinderung dessen löst Schaden für ihn und andere aus (Andrawis A, 2018).
10.15 Krankheit als selbst verschuldeter Mangel
Im Gegensatz zu einigen anderen Wissenschaftlern (z.B. Caruso), die eine solche Einstellung als mögliche selbstverschuldete Ursache für daraus entstehende Neurosen halten, führt Andrawis dies auf einen Mangel im Bereich der Seins-Ebene des Geistes zurück, der sich als Krankheit manifestieren kann. „Eine weltverabsolutierende Sicht wird Probleme anders lösen als eine Betrachtung der Welt, die Probleme im Blick auf ein Reich, das nicht von dieser Welt ist, relativiert“ (ebd.). Trotzdem muss auch vor der dadurch entstehenden Gleichgültigkeit gegenüber irdischen Aufgaben gewarnt werden. Der Mensch soll sie lösen, weil auch sie von Gott gegeben sind und ein Nichtbefolgen krank mache. Auch falsche Gotteserkenntnisse oder verzerrte Gottesbilder entstehen aus einer Geisteshaltung, die von Widerspruch geprägt wurden und in der Geistseele als innere Formkraft im Leib aufscheint. Bestehen bleibt dabei jedoch die gottgegebene Freiheit des Menschen zu Abkehr oder Hinwendung (ebd.).
10.16 Krankheit durch „Nicht-Hören“ der Berufung
Die göttliche Berufung ist für Beck nicht bloß das Folgen oder die Abkehr von Normen. Er spricht von einer „einmaligen, unvertauschbaren Berufung“ (Andrawis A, 2018). Sie ist in der Lage, „den Menschen sowohl in sein Eigenes zu führen (…), oder aber ins Andere seiner selbst, dorthin, wohin er nicht will, in seine Bestimmung, die seinen natürlichen Vorgaben zuwider läuft. (Beck, M, 2003, S. 336) Sie bezieht das gesamte Leben bis zum Tod und darüber hinaus mit ein: den Ruf zu Wahrheit und Güte, mit deren Grundbedingungen, der Liebe, zum Glauben, der aus dem Hoffen hervorgeht, zu einem bestimmten Stand, zum Beispiel innerhalb der Kirche oder Ehe. Erkannt wird diese Berufung durch das menschliche Gewissen, bei Freud als Triebe bezeichnet. Als erste und alleinige Ursache einer Krankheitsentstehung sah dieser zwischenmenschliche oder innerseelische Konflikte. Für Beck ist es ein Konflikt auf der Ebene des „Antriebes“, welcher dem Geist entstammt und daher in Verbindung zu Gott stehe (ebd.).
„Wenngleich auch ein Konfliktpotenzial zwischen Es, Ich und Über-Ich besteht und eine Triebbewältigung (…) zu leisten ist, ist doch die Vermittlung zwischen den göttlichen und menschlichen Antrieben, sowie denen des „unguten Geistes“ ungleich existenzieller Kampf Als Krankheitsursache kann vor allem ein gestörtes Verhältnis des Menschen in seiner Beziehung zu Gott aufscheinen. Im positiven Fall kann der Mensch dem Willen Gottes Folge leisten und den eigenen aufgeben, ohne jedoch seine Identität aufgeben zu müssen, im Sinne geistiger Gehorsamkeit, die inneres Gleichgewicht entstehen lässt. Wenn der Mensch nicht dem Ruf Gottes, sondern anderen Menschen oder dem eigenen Ich folgt, wenn Zukunftsängste, Sorge über Glücksverlust, Verlassen-, Verfolgt- und Unverstanden-Sein, ja sogar wenn ein Misstrauen Gott gegenüber den Menschen ängstigt, dass er es mit ihm nicht gut meine (Kierkegaard S, 1986). Von diesen Irrwegen können auch besonders religiöse Menschen betroffen sein und davon krank werden, weil diese Art von Liebe eine falsche, lügnerische ist. Umso mehr noch vermag Ungläubigkeit beim Menschen zu Lebensängsten bis hin zu Todesfurcht zu führen und ebenfalls krank zu machen.
Hoffnungslosigkeit ist eine Folge von Unglauben und Selbstliebe bis zu Selbsthass und Selbstvernichtung. Aber auch die Übersteigerung aller guten Taten kann ins Gegenteil umschlagen und somit vom Geistigen ins Körperliche übertragen werden, wie sich auch Krankheiten als Ausdruck einer Unstimmigkeit zwischen Gott und dem Menschen im Verlust von Liebe zeigen.